Bremsklotz Pauschalreiserecht

Viele Tourismusverbände stecken in einer Zwickmühle: Was einst mit Begeisterung geplant wurde – beispielsweise mehrtägige Ausflüge mit nostalgischer Kutschenfahrt, urigen Übernachtungen und regionalem Flair – wird nun durch das deutsche Pauschalreiserecht in Frage gestellt. Denn sobald mindestens zwei touristische Leistungen zu einem Gesamtpaket geschnürt werden, gelten strenge gesetzliche Vorschriften. Diese verlangen unter anderem eine Insolvenzabsicherung, umfangreiche Informationspflichten und für alle Leistungen eine gesamthafte Haftung des Veranstalters.

Wie Pauschalreisen umsetzen?

Für den Verband bedeutet das: Bürokratie, juristische Unsicherheiten und zusätzliche Kosten. Besonders für kleinere Tourismusakteure wie lokale Verbände oder Familienbetriebe kann das zu einer echten Hürde werden. Statt kreative Ausflüge anzubieten, herrscht Zurückhaltung. Ausgerechnet jene Angebote, die das regionale Profil schärfen und Gäste in nähere Gegenden locken würden, geraten so ins Stocken.

Ein Beispiel: Eine Brauerei in der Region hat jüngst in ein traditionelles Brauhaus mit Gastronomie und Veranstaltungen investiert – ein touristisches Highlight mit Erlebnischarakter. Doch aus Angst, damit eine Pauschalreise im juristischen Sinn zu verkaufen – etwa durch Kombination von Brauereiführung, Essen und Übernachtung – zögert der Tourismusverband mit dessen offiziellen Vermarktung. Dabei wäre gerade dieses Angebot ein potenzieller Magnet für Bierfreunde, Reisegruppen und Kulturinteressierte.

Durch das deutsche Pauschalreiserecht fühlen sich viele Akteure in ihrer Eigeninitiative ausgebremst. Der Deutsche Tourismusverband betont zwar die Bedeutung des Verbraucherschutzes, fordert aber zugleich praktikablere Lösungen zu Gunsten touristischer Kleinanbieter. Eine widersprüchliche Haltung, die die Problematik nicht löst, sondern eher festschreibt. Obendrein schadet es dem Staat letztlich selbst, wenn innovative Projekte nicht umgesetzt oder öffentlichkeitswirksam begleitet werden. 

Wirklich ein Bremsklotz?

Das wirtschaftliche Potenzial des Tourismus bleibt ungenutzt – und Investoren, wie besagte betroffene Brauerei, fühlen sich alleingelassen.

Die Lösung? Eine klare Trennung einzelner Leistungen, Zusammenarbeit mit professionellen Reiseveranstaltern und / oder eine politische Diskussion über die praxisnahe Anwendung des Gesetzes. Es bleibt das laue Gefühl, dass gesetzlich gut gemeinte Regelungen dort schaden, wo eigentlich kreative Ideen und regionale Wertschöpfung gefördert werden sollten.

Der Tourismus lebt von Emotionen, Geschichten – und mutigen Entscheidungen. Es wäre schade, wenn er an Paragrafen scheitert.




Piazza Italia auf der IBO

Ein Hauch von „Dolce Vita“, der Duft frischer Pizza, von kräftigem Espresso und gereiftem Parmaschinken, Leichtigkeit und gelegentlich die Muße des „Dolce fare niente“ – Wer die IBO in Friedrichshafen besucht, erlebt auf der Piazza Italia ein Stück echtes Italien. Jahr für Jahr verwandelt sich ein Teil der Messehalle in eine mediterrane Kulisse voller Lebensfreude, Genüsse und Gastfreundschaft. Und das gelingt nicht zufällig, sondern mit reichlich Aufwand, Inbrunst und Liebe zum Detail.

Reiseangebote nach Italien stehen im Mittelpunkt, doch die Besucher erwartet noch viel mehr: Eine sinnliche Entdeckungsreise. Hier trifft man auf italienischen Käse, würzige Oliven, luftgetrockneten Schinken und natürlich die original italienische Pizza in verschiedensten Variationen. Ein cremiges Gelato darf ebenso wenig fehlen wie ein kräftiger Kaffee an der Bar – serviert mit einem Lächeln, wie man es nur südlich der Alpen kennt.

Die Atmosphäre der Piazza Italia lebt aber nicht vom guten Essen allein. Es könnte das Zusammenspiel aus anmutiger Dekoration mit originalgetreuen Fassaden, statt nur liebevoll gestalteten Marktständen, hervorrufen, das dieses einzigartige und authentische Italien-Gefühl entstehen lässt. Der Aufwand für diese Kulisse ist enorm – die Lagerhaltung, der Auf- und Abbau sowie die logistische Organisation lohnen sich kaum für wenige Tage. Dieses Problem ist den Machern der IBO bekannt.

Doch viel wichtiger ist die Gemütslage, das Gefühl, die Emotionen. Ein feiner Espresso an der Bar und später eine schmackhafte Pizza Amalfi, die Reiseträume weckt. Dies, während ein Rentnerehepaar von der Reise zum Papst schwärmt, der Audienz und der Privatführung durch die Sixtinische Kapelle. Vor dem Nachhauseweg noch ein feines Eis gehört auch noch dazu.

Gerade in Zeiten, in denen viele Veranstaltungen aufs Notwendige reduziert werden, könnte die IBO dadurch ein starkes Zeichen für andere Veranstalter sein, indem sie mit ihrer Piazza Italia weiterhin an ihrem hohen Anspruch festhält, und am Ende auch eine Aufgabe an ENIT, den italienischen Tourismus, stellt. Denn nur mit einigen Essensständen ist der Weg zum Erfolg nicht geebnet. Was zählt, ist das vielschichtige Gesamterlebnis; darin besonders jenes Lebensgefühl, das Menschen verbindet und die Reiselust weckt.

Damit dies gelingt, erfordert es neben Ausstellern, die ihre Umsatzziele beachten, auch Persönlichkeiten, Gastronomen, Künstler – Menschen, die mit Leidenschaft dabei sind. Straßenmusiker, die italienische Lieder spielen, freundliche Gastgeber, die Geschichten erzählen, kurze Begegnungen, die berühren. Das ist es, was einem Messebesuch besonderen Reiz verleiht.

Doch die Herausforderungen wachsen. Von Jahr zu Jahr wird es schwieriger, passende Aussteller zu finden und die Piazza mit Leben zu füllen. Dennoch gelingt es dem Organisationsteam immer wieder, die Piazza Italia zu einem Herzstück der Messehalle für Reisen zu machen. Dafür gebührt ihnen aufrichtiger Dank – und den Besucherinnen und Besuchern die Einladung, sich für einen Moment dennoch wie in Italien zu fühlen.




Zwischen Kaffeenot und Grenzkontrollen

Reisen bildet, sagt man. Und die ITB, das Epizentrum der Tourismusbranche, sollte ein Abbild aller Länder der Welt sein – mit all ihren kulinarischen, kulturellen und logistischen Feinheiten. Doch wer dachte, sich auf der ITB in Berlin einmal quer durch die Welt schlemmen zu können, der wurde dieses Jahr auf eine harte Probe gestellt.

Espresso? Fehlanzeige!

Ein Besuch in der italienischen Halle verspricht Dolce Vita pur – dachte man. Doch wer sich auf einen feinen Espresso oder wenigstens einen halbwegs trinkbaren Cappuccino gefreut hatte, wurde bitter enttäuscht. Statt dampfender Siebträgermaschinen; gähnende Leere. Italien ohne Kaffee – das ist wie Venedig ohne Gondeln oder Rom ohne Papst, schlichtweg undenkbar! Und als ob das nicht schon genug wäre: Auch die legendäre Pizza war unauffindbar. Offenbar hatte die kulinarische Transition bereits begonnen – nur leider nicht im Sinne der Besucher.

Grenzkontrollen der besonderen Art

Wer nach Bayern gelangen mochte – wohlgemerkt auf der ITB, nicht im echten Leben – musste sich mit Grenzkontrollen der besonderen Art auseinandersetzen. Die Eingänge zum bayerischem Stand waren gut bewacht und dessen „Bewohner“ gut von neugierigen Blicken abgeschirmt. Nur durch einen Zaun konnte man die bajuwarische Heimat bestaunen – als stünde man vor Schloss Neuschwanstein, ohne dieses betreten zu dürfen. Wäre da noch der Verfassungsschutz gewesen, hätte man sich glatt wie im Urlaub gefühlt.

Abgeführt am Stand von German Travel

Wehe dem Journalisten, der es wagte, sich in der deutschen Reisebranche unauffällig zu verpflegen! Wer am Stand von German Travel eine Erfrischung suchte, wurde offenbar direkt als Störenfried entlarvt, sofort gemeldet und umgehend entfernt. Ob dies an übermäßigem Kaffeedurst oder an der Angst vor kritischen Fragen lag konnte nicht festgestellt werden. Sicher ist nur: Hier war investigativer Journalismus gefährlicher als Deutschland ausschließlich in einem vorteilhaften Licht darzustellen. 

Breakfast in America – Make America great again!

Während die Tourismusorganisation VUSA ein Frühstück für Journalisten im CityCube servierte, musste die ITB-Amerikas-Ankündigung/ITB-Amerikas-Premiere im Marshall Haus ohne kulinarische Begleitung auskommen. Jeder fachkundige Reisejournalist wusste natürlich genau, wohin er sich orientieren sollte. Denn die Messe Berlin vermag es, Pressekonferenzen richtig gut darzustellen, doch nicht wirklich, sie mit Inhalten zu füllen. Wenn halt nur der knurrende Magen gefüllt werden kann – Transition eben – läuft alles nur noch zugunsten von Avataren und KI hinaus.

Alles PR oder was?

Transition lautete das breite Motto des kostenlosen ITB-Kongresses. Und wer sich darunter tiefgreifende Erkenntnisse und spannende Diskussionen erhofft hatte, wurde bald eines „Besseren“ belehrt: Meistens gab es hier nur PR-Geblubber und Eigenwerbung. Der echte Workshop zur Transition – also jener mit echten Inhalten – kostete natürlich extra. Übergangsweise konnte man sich aber auch mit einem Gratis-Lächeln der Ticketverkäuferin begnügen, die mit QR Code einsam und verloren auf potenzielle Teilnehmer wartete.

Die massive Orientierungslosigkeit

Auf dem Messegelände ging es hingegen weniger um Transition als um Navigation. Wer in einem der vielen Gänge stecken blieb, benötigte mehr als eine digitale Karte – nämlich einen echten Reiseführer! Doch leider waren solche nicht in Sicht, und die studentischen Aushilfen wussten oft selbst nicht, wo es langging. So entpuppte sich ein Messebesuch als ultimative Reise-Challenge: ITB-Explorer Edition.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Reisen ist und bleibt ein Abenteuer – selbst, wenn man nur auf die Messe Berlin geht!




Lehren aus dem Bauernkrieg

2025 jährt sich das Verfassen der „12 Artikel von Memmingen“ und damit der Beginn der Bauernkriege zum 500. Mal. Diese historischen Ereignisse markieren eine der ersten großen Revolten in Europa, in denen Menschen ihre Rechte auf Freiheit, Gerechtigkeit und Teilhabe einforderten. In Memmingen wird dieses Jubiläum mit Veranstaltungen, Ausstellungen und einem besonderen Brot gefeiert. Ein Brot von kräftigem, rustikalem Geschmack, das nach traditionellen Rezepten aus vor 500 Jahren gebacken wird. Doch was lässt sich heute aus den Bauernkriegen lernen?


Der Ursprung der 12 Artikel: Ein Aufschrei gegen Ungerechtigkeit

Im Frühjahr 1525 formulierten Bauern aus verschiedenen Regionen des Heiligen Römischen Reiches ihre Forderungen in den „12 Artikeln“ – einem damals revolutionären Dokument. Darin forderten sie unter anderem das Ende der Leibeigenschaft, gerechte Abgaben, das Recht auf freie Wahl von Geistlichen und den Zugang zu Wäldern und Gewässern. Die Artikel spiegelten den tiefen Wunsch wider, sich aus der Unterdrückung durch Feudalherren und Klerus zu befreien.


Die Lehren aus den Bauernkriegen

Die Bauernkriege endeten in einer blutigen Niederschlagung der Aufstände, doch sie hinterließen ein Vermächtnis: das Bewusstsein, dass soziale Ungerechtigkeit nicht gottgegeben, sondern von Menschen gemacht ist. Dieses Jubiläum ist eine Gelegenheit, sogar unsere heutige Gesellschaft kritisch zu betrachten.

1. Rückschritt oder Fortschritt?

Während die damaligen Bauern gegen die feudalen Strukturen ankämpften, drängt uns die heutige Wirtschaftsordnung erneut in Abhängigkeiten. Denn Multinationale Konzerne und Finanzeliten bündeln zunehmend ihre Macht, was vielen Menschen das Gefühl vermittelt, dass der Wohlstand immer ungerechter verteilt wird.. Die Gefahr eines „modernen Feudalismus“ – mit Überlegenheit der Wirtschaft – ist heute wieder real.

2. Genug für alle?

Trotz beachtlicher technologischer Fortschritte und wirtschaftlichem Wachstum leiden noch immer Millionen von Menschen an Hunger. Es gäbe zwar genügend Ressourcen, um allen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die Bauernkriege ermahnen uns, dass gesellschaftliche Gerechtigkeit nicht nur ein Ideal, sondern eine Notwendigkeit ist.

3. Die Ökologie der Zukunft

Einst forderten die Bauern den Zugang zu natürlichen Ressourcen. Heute steht die Welt vor der Herausforderung, Ökologie und Wirtschaft zu versöhnen. Nachhaltigkeit muss auf die Agenda – nicht nur als Schlagwort, sondern als Handlungsprinzip.


Memmingen erinnert sich – und mahnt

In Memmingen wird das Jubiläum genutzt, um über die Bedeutung von Freiheit, Gerechtigkeit und Verantwortung nachzudenken. Das Projekt „Courage“ setzt sich für eine offene Diskussion über die gesellschaftlichen Herausforderungen ein. Von Vorträgen über Kunstinstallationen bis hin zu traditionellen Festen – die Veranstaltungen laden dazu ein, Geschichte und Gegenwart miteinander zu verbinden.

Höhepunkt ist das Backen eines besonderen Brotes, das nach den Rezepten jener Zeit hergestellt wird. Es symbolisiert die Hoffnung auf eine gerechtere Welt, in welcher alle genug zum Leben haben.


Was steht auf der Agenda?

Angesichts des 500-jährigen Jubiläums und der aktuellen globalen Herausforderungen stellen sich zentrale Fragen:

  • Wie können wir soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit verbinden?
  • Weswegen gelingt es uns nicht, Hunger und Armut zu beenden, obwohl die Mittel dazu vorhanden wären?
  • Welche Verantwortung tragen Organisationen wie das Weltwirtschaftsforum (WEF), das oft mehr Scheinheiligkeit als Lösungen offenbart?

Ein Aufruf an uns alle

Die Geschichte der Bauernkriege betrifft nicht nur Historiker, sondern uns alle. Die Themen, die damals brannten, sind heute relevanter denn je: Gerechtigkeit, Freiheit und der Kampf gegen Ungleichheit. Es liegt an uns, diese Lehren von 1525 ernst zu nehmen und für eine Welt einzustehen, in der es genug für alle gibt.

Hinsichtlich „Memmingen“ können wir uns nach der Bedeutung von Freiheit orientieren. Es ist an der Zeit, darüber zu diskutieren. Freiheit ist ein hohes Gut und die Grundlage von Demokratie und Menschenrechten, das sollten wir immer bedenken.




Strassenmusik bringt Lebensfreude

Strassenmusik – sie belebt Städte, bringt Lebensfreude und sorgt für Abwechslung im oft grauen Alltag. Ob fröhliche Melodien, mitreissende Rhythmen oder nachdenkliche Balladen – Strassenmusiker lassen Passanten innehalten. Doch hinter der romantischen Vorstellung von spontanen Klängen auf öffentlichen Plätzen verbirgt sich eine komplexe Realität.

Ein schmaler Grat zwischen Kunst und Überleben

Leider wird Strassenmusik häufig als Bettelei stigmatisiert. Es bestehen Berichte über organisierte Gruppen, die den ganzen Tag über arme Leute spielen lassen. Abends wird das Geld eingesammelt, und die Musiker selbst leben unter prekären Bedingungen. Diese Strukturen versucht die Polizei zu verhindern. 

Zugleich wird Strassenmusik als Gewerbe behandelt. Genehmigungen sind Pflicht, und Musiker sollen „vorspielen“ und eine Gebühr entrichten. Solche Regularien werfen die Frage auf: Ist Straßenmusik wirklich ein Gewerbe? Oder vielmehr ein kultureller Beitrag, der von Bürgern geschätzt wird und zur Belebung des öffentlichen Raums beiträgt?

Strassenmusik ist ein hartes Geschäft. Die Einnahmen reichen oft kaum, um die einfachsten Bedürfnisse zu decken, geschweige denn ein Hotel zu finanzieren. Wer populäre Stücke spielt und dabei ausdauernd ist verdient etwas – doch der Kontakt mit dem Publikum bleibt meist flüchtig. Ein flüchtiges Lächeln, ein Münzwurf – selten kommt es zu einem echten Austausch.

Und, bevor überhaupt Geld verdient werden kann, Einkaufsstraßen in großen Städten und populäre Urlaubsdestinationen erwachen zunehmend durch kommerzielle Einflüsse zum Leben. In diesem Kontext wird Straßenmusik zur Randerscheinung und verliert sich unter der Aufmachung des Kommerzes, sodass sie aus der allgemeinen Wahrnehmung verschwindet.

Strassenmusik als örtliche Veranstaltung

Es existieren jedoch auch Beispiele von der Wertschätzung der Strassenmusik. Das Bardentreffen in Nürnberg ist eine der grössten Veranstaltungen dieser Art und zeigt, wie Strassenmusik zu einem Konzertevent wird. Mit Bühnen und finanzieller Unterstützung lockt das Festival jährlich Tausende Besucher an.

Das Bardentreffen könnte auch für kleinere Orte ein Vorbild sein. Die Förderung von Strassenmusik – sei es durch gezielte Veranstaltungen, kleine finanzielle Anreize, Finanzierung der Reise – wäre ein Schritt, um den kulturellen Wert dieser Kunstform anzuerkennen. Straßenmusik ist mehr als nur Unterhaltung: Sie belebt die Städte zusätzlich, schafft Begegnungen und erinnert uns daran, wie viel Freude in der Einfachheit der Musik liegt.

Es ist an der Zeit, die Straßenmusik als bereichernden Teil des urbanen Lebens zu schätzen – ebenso wie die Künstler selbst!

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Die Links innerhalb des Textflusses führen zum Bardentreffen auf der Weltkarte.




Wird Kur zum Luxusgut?

Einst waren Kuren ein selbstverständlicher Teil der Gesundheitsvorsorge. Arbeitnehmer wurden via Rentenversicherung zur Kur geschickt, um ihre Arbeitskraft zu erhalten und länger gesund zu bleiben. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Heute hört man mehr Begriffe wie „Rehabilitation“ – zielgerichtete Maßnahmen, die oft erst nach Erkrankungen oder Operationen in Anspruch genommen werden. Doch was bedeutet dieser Wandel für die Gesellschaft?

Vergangenheit: Prävention statt Reparatur

In der Blütezeit des Kurwesens stand die Prävention im Mittelpunkt. Heilbäder wurden gezielt genutzt, um die Gesundheit der Menschen zu fördern. Das Ziel war, Krankheiten vorzubeugen und sich ordentlich zu erholen. Das Kurwesen war eng mit sozialen Gedanken verknüpft. Arbeitnehmer aller Schichten profitierten, und die Kuren hingen nicht vom Einkommen ab.

Gegenwart: Reha statt Prävention

Heute geht es primär um Rehabilitation. Ein Aufenthalt wird nur gewährt, sofern bereits ein gesundheitlicher Schaden eingetreten ist. Besonders ältere Menschen stehen hier im Fokus – oftmals unter der Fragestellung, ob sich teure Eingriffe wie künstliche Gelenke überhaupt noch lohnen. Fehlt das Geld, sind Rentner zum Leiden verurteilt. Privatversicherte hingegen sehen sich hierbei oft deutlich besseren Bedingungen gegenüber. Doch kann man eine solche Ungleichheit in diesem Gesellschaftsbereich als gerecht ansehen?

Während gutbetuchte Menschen Wellness-Angebote und luxuriöse Spa-Aufenthalte nutzen, bleibt die klassische Kur für viele unerschwinglich. Hingegen könnten Investitionen in Prävention langfristig Kosten senken und generell die Gesundheit fördern. Dennoch sehen Krankenkassen offenbar keine Notwendigkeit, in die Vorsorge zu investieren.

Zukunft: Kuren im Ausland?

Die steigenden Lebenshaltungskosten und Altersarmut in Deutschland treiben immer mehr Menschen ins Ausland. Tschechien, Bulgarien oder Ungarn bieten preiswerte Alternativen. Doch auch dort steigen die Preise, und „die goldenen Zeiten der Kurorte“ verblassen. Franzensbad, einst Treffpunkt der Elite, ist heute primär auf tschechische Reha-Patienten angewiesen.

Viele historische Kurhäuser könnten erneuert werden, doch fehlt das Geld dazu. Nur wenige Betreiber schaffen es, Franzensbads Tradition mit Naturheilmethoden und nostalgischem Charme am Leben zu halten.

Demografischer Wandel: Eine Herausforderung

Die alternde Gesellschaft und sinkende Kaufkraft von Rentnern werfen Fragen auf. Immer mehr ältere Menschen benötigen Unterstützung, weil die Altersarmut zunimmt. Der Druck auf die Renten- und Gesundheitssysteme wächst daher, und die steigenden Kosten für Wohnen und Lebensmittel belasten vor allem die Schwächsten.

Eine vertane Chance?

Langfristig profitieren könnten die Krankenkassen durch gezielte Investitionen in die Gesundheitsprävention. Gesündere Menschen verfügen über eine höhere Lebensqualität, was auch geringere Folgekosten für das Gesundheitswesen erzeugt. Doch stattdessen werden in anderen Bereiche Milliarden gepumpt, so etwa in die Kriegsindustrie. Eine zukunftsorientierte Gesundheitspolitik, in welcher immer besonders Vorsorge gefördert wird, scheint in weiter Ferne.

Das Kurwesen, einst Symbol für soziale Gerechtigkeit, droht zur Randerscheinung zu werden. Die Frage bleibt: Möchten wir uns diese Entwicklung wirklich leisten?




DeutschlandTicket: Tourismus – nein danke


Das DeutschlandTicket, ein Meilenstein im deutschen Nahverkehr, bietet für wenig Geld einen Monat unbegrenztes Reisen im Regionalverkehr. Für Touristen könnte es ein unschlagbares Angebot sein; einfach und entspannend. Doch in der Reisebranche spielt das Ticket keine Rolle. Bei „Tourismus Bayern“ beispielsweise verweigert man sich der Diskussion dazu. Viele Gespräche ergeben dies.


Zwei amerikanische Reisende berichteten kürzlich begeistert von ihrer Flexibilität, mit dem DeutschlandTicket regionale Städte erkunden zu können. Denn einige Verkehrsverbünde ermöglichen auch Touristen den Kauf des DeutschlandTickets, beispielsweise der Stuttgarter Verkehrsverbund, aber eben nicht einmal „Tourismus Bayern“. Dies, obwohl es seitens der Regierung als Pendlerticket gedacht ist, was allerdings nie wirklich funktionierte. So wird das DeutschlandTicket oft „nur“ für Ausflüge genutzt, oder Bekannte werden damit besucht. Weshalb kann das – möchte das – der Tourismus in Deutschland in weiten Teilen nicht sehen? Touristen sind außerhalb der Pendlerzeiten unterwegs, und unkomplizierte Mobilität ist ihnen immer willkommen. Dabei könnte doch das DeutschlandTicket besonders kleineren Gemeinden und ländlichen Regionen als Tourismusdestinationen Attraktivität verleihen – trotz des schlechten Rufs der Deutschen Bahn.


Zahlreiche Bahnfahrer berichten von frustrierenden Erfahrungen: Unpünktlichkeit, Zugausfälle, unklare Ansagen und fehlendes Personal prägen das Bild. Hinzu kommen sprachliche Barrieren, denn Informationen bestehen meist nur auf Deutsch. Es ist klar; abgesehen vom DeutschlandTicket müsste die Politik den öffentlichen Verkehr generell stärken. Deren Fokus darf nicht ausschließlich auf den Individualverkehr gelegt werden. Langfristig nachhaltige Investitionen in Zuverlässigkeit und Service wären dringend notwendig, um das Potenzial des DeutschlandTickets voll auszuschöpfen.


Der Tourismus sollte den öffentlichen Verkehr in seine Planung einbeziehen. Tourismus bedeutet „Mobilität“. Überdies könnten in den Kommunen viele Details verbessert werden, attraktiv ausgestattete Haltestellen, Taktfahrpläne und verständliche Informationen sind selten anzutreffen. Ferner wäre es von grossem Vorteil, wenn mehrsprachige Apps entwickelt, gezielte Shuttleangebote zu Sehenswürdigkeiten einführt und der Kauf des DeutschlandTickets erleichtert werden. Auch vergünstigte Eintritte zu Sehenswürdigkeiten und Museen könnte die Attraktivität des Tickets steigern.


Das DeutschlandTicket bietet eine beachtliche Chance, den deutschlandweiten Tourismus zu revolutionieren. Vor allem eine bessere Integration des Nahverkehrs innert touristischen Konzepten sowie eine umfassende Kundenorientierung bietet dazu hohes Potenzial. Gerade in einem Land, das einst für seine Organisation bewundert wurde, ist der aktuelle Zustand nicht einfach zu entschuldigen. Es ist an der Zeit, dass alle Verantwortlichen handeln – zugunsten von Touristen, des Klimaschutzes und der Zukunft des Reisens.




Premiere der Michelin Keys in Frankfurt

Frankfurt, Oktober 2024 – Erstmals wurden die Michelin Keys für Hotels in Deutschland, Österreich und der Schweiz verliehen. Auf dieser feierlichen Veranstaltung zeichnete der Guide Michelin insgesamt 271 Hotels aus, die für exzellente Reiseerlebnisse sorgen. Diese neue Bewertungskategorie soll Reisenden als verlässlicher Maßstab für herausragende Unterkünfte dienen.

Diese Keys verfügen über die selbe Wertigkeit wie die begehrten Michelin Sterne. Michelin kehrt zu seinen Wurzeln zurück, denn in seinen Anfangszeiten wurden ebenfalls Hotels empfohlen. Und Hotels sind für Reisende von hoher Bedeutung, denn die dortigen Erlebnisse prägen. 

Mit der Einführung der Michelin Keys möchten wir Reisenden eine Orientierung bieten, um Hotels zu finden, die durch außergewöhnlichen Service, Komfort und Ambiente hervorstechen.“
Gwendal Poullennec, internationaler Direktor

Die Kriterien für die Michelin Keys

Die Vergabe der Keys basiert auf anonymen Bewertungen, und zwar mittels 300 Inspektoren, welche die Hotels besuchen:

1. Verbindung zum Reiseziel
Hotels sollten eine enge Verbindung zum regionalen Umfeld bieten und das Reiseziel auf besondere Weise widerspiegeln.

2. Design und Architektur
Die Inneneinrichtung sowie die Architektur des Hotels sollen herausragend sein und zur Atmosphäre des Aufenthalts beitragen.

3. Servicequalität und Komfort
Die Qualität und Konsistenz des Services sowie der allgemeine Komfort des Hotels sind zentrale Bewertungsfaktoren.

4. Preis-Leistungs-Verhältnis
Es wird darauf geachtet, dass das Erlebnis im Hotel in einem angemessenen Verhältnis zum Preis steht.

5. Individualität und Authentizität
Hotels sollten über eine eigene Persönlichkeit verfügen und durch einen unverwechselbaren Charakter punkten.

In Deutschland wurden unter anderem das Hotel Bareiss und die Traube Tonbach im Schwarzwald mit der höchsten Auszeichnung von drei Michelin Keys prämiert. Beide Häuser bieten gehobenen Service, beeindruckende Wellness-Bereiche und eine Verbindung zur regionalen Kultur.

Durch die Keys finden auch kleine fantasievolle Hotels, wie die Villa Mittermeier, dankbare Gäste. Ebenso günstige Hotels kommen in den Genuss der Keys. So kostet ein Doppelzimmer im Hotel Meintzinger Euro 130,-. Die Betriebe werden auf ihren Webseiten gelistet. Mitarbeitende helfen gern bei jeder Buchung und verhelfen dem Gast auch rasch zu einer nötigen Umbuchung.

Hotels können sich bei Michelin melden, vielleicht wird Ihr Hotel ausgewählt, und Sie sind bei der nächsten Prämierung dabei. Ferner können Hotels mit einem Key daran arbeiten, einen zweiten Key zu erlangen. Im Zentrum des Michelins steht immer die Authentizität eines Hotels.

Um rasch viele Hotels listen zu können, wird mit Tablet Hotel aus New York zusammengearbeitet. Seit 20 Jahren werden schöne Hotels auf der ganzen Welt gesucht. Nun will Michelin das Wissen nutzen. Die ausgezeichneten Hotels werden auf der Webseite www.guide.michelin.com gelistet.

Webseite, wo sich Hotels anmelden können


Die Links innerhalb des Textes führen zu den entsprechenden Orten auf der Weltkarte und zum Michelin Guide.




Ein Reiseblog zum DeutschlandTicket

Stephan Zurfluh ist ein Jahr mit dem DeutschlandTicket unterwegs gewesen. Er hat so Deutschland kennengelernt und kann nun seine Themenreisen verfeinern und bereichern. Wahrscheinlich zählt er nun auch zu den DeutschlandTicket-Spezialisten für Passagiere jeglicher Couleur. Durch ganz Deutschland ist er damit gereist; auch dank gerütteltem Mass an geführten Gesprächen auf der Reise hat er eine neue Webseite füllen können.

Erlebnisse mit Deutschlandticket.reisen könnten ein Buch füllen

Statt eines Buches steht nun eine Webseite mit generellen Informationen zum DeutschlandTicket bereit; Reisen, Eindrücke und Anregungen sollen die Reiselust wecken. Für die Deutsche Bahn gilt es aber auch, ihren Kunden mit grundlegender Achtung zu begegnen.
Doch wie, während dort hinsichtlich des DeutschlandTickets nur über Kosten gestritten wird? Anstatt dass Verkehrsverbünde optimalere Verbindungen durch Aufhebung von Grenzen schaffen, sodass Weltenbummler günstiger reisen können, und diesen dadurch mancherlei Begegnungen auch nicht verwehrt bleiben; anstelle sich zunehmend mit dem einfachen Ticket ohne komplizierte Strukturen auseinanderzusetzen. 

Tourismusverbände quo vadis?

Wann nehmen die Tourismusverbände das Zepter in die Hand? Jede Region arbeitet an kostenlosem Nahverkehr mit Gästekarten. Doch das DeutschlandTicket ist doch da! Es schafft die Freiheit, Deutschland zu entdecken und ist leicht für Touristen handzuhaben; auch jeder Bus und Zug im Nahverkehr kann damit genutzt werden. Konkrete Angebote, damit es Passagiere auch auswählen, suche ich allerdings vergeblich. “Wir wissen nicht, wie es mit dem DeutschlandTicket weitergeht.”, heisst es aus offizieller Hand. Die Chance, den lokalen Verkehr damit verbessern zu können, scheint dabei hingegen unterzugehen.

Und in der Schweiz?

Ein SchweizTicket, ist das möglich? Die zuständige Branche winkt ab, und auch von politischen Parteien ist keine Unterstützung zu erwarten. Weshalb auch, in der Schweiz ist so etwas unnötig, die Kunden schätzen die SBB und zahlen dafür gerne. Alle oder fast alle Kunden? Ich weiss es nicht. Daher wäre es nicht schlecht, auch hierzulande darüber zu sprechen.

Mehr Reiselust durch Unabhängigkeit

Schliesslich hat das DeutschlandTicket Stephan Zurfluh zu vielen Reisen animiert. Es ist ihm dadurch gelungen, stärkere Themenreisen hervorzubringen, dies neben all den neuen spannenden Begegnungen, Fotos und Beiträgen. Sein Eisbrecher und Reisebegleiter, seine Reisegitarre, hat ebenfalls oft dazu beigetragen. Musik verbindet. 2025 wird er es wieder kaufen, zumindest für jene Zeit, in der Ferienmessen in Deutschland stattfinden. 

Ausführlich kann man sich auf der Webseite DeutschlandTicket informieren. Für 2025 ist ein ähnliches Projekt für die Schweiz angedacht. 




Hilft die Industrie dem Tourismus?

In vielen Regionen Deutschlands sind inzwischen jene Industrieanlagen stillgelegt oder umgenutzt worden, die einst das Rückgrat der lokalen Wirtschaft bildeten. Diese alten Fabriken und Produktionsstätten könnten zu Museen, Kultur- oder Einkaufszentren umgewandelt werden. Doch die Frage, ob durch solche Maßnahmen ein nachhaltiger Tourismus entstehen könnte, bleibt. Konzentrieren sich die Städte lieber darauf, ihren Industriestandort zu halten oder sich zu einem Dienstleistungszentrum zu entwickeln? Wir betrachten die Porzellanstadt Selb und die Uhrenstadt Glashütte. 

Konzept für den touristischen Umbau in Selb?

Selb bezeichnet sich als Weltstadt des Porzellans. Die Porzellanindustrie in Selb entwich, lediglich Rosenthal und ein Hotelporzellan-Hersteller überlebte, Rosenthal übernahm praktisch alle Porzellanmarken. Zahlreiche Plätze im Stadtbild erinnern an die einstige Porzellanwelt. Industrielle bauten hier Theater und Sportstätten. 

Einer privaten Initiative ist es zu verdanken, dass Selb ein Porzellanmuseum beherbergt. Auf dem Gelände von Rosenthal und Heinrich werden Fabrikverkäufe betrieben. Aus der Porzellanfachschule wird eine Hochschule für Design. Doch Selb konnte sich trotz schöner Landschaft und vielen Festen nicht als attraktive Touristendestination etablieren. 

Das Kernproblem dafür war der demografische Wandel: Die einst zahlreich vertretenen Porzelliner gibt es kaum noch, und die mickrigen Renten entziehen der Gastronomie die Lebensgrundlage.

Es konnten zwar neue Arbeitsplätze bei erfolgreichen Mittelständlern geschaffen werden. Aber jene Mitarbeiter leben oft auswärts; von der Arbeit geschafft, kehren sie selten ein. 

An einem schönen Sommertag finden sich bei der Eisdiele Cortina mit etlichen Außenplätzen nur wenige Gäste ein. Früher war alles anders. Die Stadt wünscht sich Tourismus. Dies erfordert in Selb gemütliche Boutiquen und Porzellan-Künstler, damit die Menschen vor Ort “ins Porzellan eintauchen” können. Solche Erlebnisse sind wichtig und dürften den Porzellankauf bereichern. 

Glashütte weiterhin ein führendes Zentrum der Uhrenindustrie

Nach dem Zusammenbruch der DDR schafften findige Unternehmer mit starken Marken den Einstieg in den Weltmarkt. Walter Lange und Günter Blümlein erklärten einst: “Wir werden in Glashütte eine Uhr fertigen und diese für DM 100’000,- verkaufen.” Ein verrückter Plan, doch heute kann eine Uhr sogar Euro 2’100’000 kosten.

2000 Mitarbeitende arbeiten in der Uhrenindustrie, Glashütte hat sich ganz auf die Uhrenindustrie ausgerichtet. Uhrmacher machen einen speziellen Menschenschlag aus, ruhig und konzentriert tritt ihre Eigenheit in Erscheinung. Auch sie kehren abends gern nach Hause zurück, um sich auszuspannen. 

In Glashütte, beim Bahnhof, reihen sich die Uhrenfabriken aneinander. Werksverkäufe existieren hier keine, entsprechende Boutiquen befinden sich in Dresden. Lediglich zwei Uhrenhändler und Reparaturgeschäfte gibt es in Glashütte. 

Als Ausflugsziel hält Glashütte mit dem  Deutschen Uhrenmuseum einen Trumpf in der Hand. Immer wieder frischen spannende Sonderausstellungen deren Besichtigungen auf, wie beispielsweise “Die Zeit ist weiblich”, wodurch aufgezeigt wird, wie in der einstigen Männerdomäne Frauen die Uhrenindustrie prägen. Neben dem Deutschen Uhrenmuseum liegt, angepasst an die Öffnungszeiten des Museums, ein gemütliches Restaurant mit Café.

Abends verstummt Glashütte, friedlich und still ist`s, vielleicht möchten das die Uhrmacher so. Man wünscht sich allerdings mehr Tourismus – wirklich? Oder ist das nur ein Lippenbekenntnis? In Glashütte ist die Tourismusinfo jedenfalls schwer zu finden. Selb hingegen setzte ihre Tourismusinfo neuerdings in die Stadtmitte. Die meisten Besucher von Selb fahren mit dem Auto zum Fabrikverkauf und vielleicht noch ins Museum. Was müsste geboten werden, damit mehr Besucher das Stadtleben und die wunderschöne Umgebung genießen. 

Dazu bräuchte es jenes Lebensgefühl einer Porzellan- oder Uhrenstadt, und dieses Gefühl wird durch Menschen geprägt! 

Fazit

Tourismus ist ein hart umkämpfter Markt. Wie sollten hierzu touristische Angebote aussehen? Jenes Flair der Einzigartigkeit von Porzellan, das Selb einst schmückte und prägte, kann heutzutage nur durch Menschen weiterleben, die diese Traditionen hochhalten.

Chancen für den Tourismus durch die Industrie

Falls Industriebetriebe schließen, könnten aus den Fabriken Hotels oder schöne Wohnungen entstehen. Doch das ist kein Erbe, das Erbe ist in den entsprechenden Mitarbeitern festgeschrieben. Industrie und Tourismus zusammen, ginge das? Anhand meiner Betrachtung von Selb und Glashütte erkenne ich, dass dank der Industrie nur wenig Tourismus entsteht.  

Ein Übergang von einem Industriestandort zu einem touristischen Standort kann nur in seltenen Fällen gelingen und erfordert umfassende Planung und Unterstützung. Städte wie Selb und Glashütte zeigen, dass der Weg dorthin oft steinig und nicht durchweg mit Erfolg gekrönt ist. 

Bedeutsame Faktoren für einen möglichen Erfolg sind:

Ein touristisches Konzept

Es obliegt einem hier, Einzigartigkeit und Attraktivität hervorzuheben, dies benötigt eine klare Positionierung. Gerade hinsichtlich kleinen Orten braucht es eine Zusammenarbeit und gute Vernetzung mit Nachbarregionen. Dazu sollte der öffentliche Verkehr genutzt und besonders die davon betroffenen Menschen und Sehenswürdigkeiten der Umgebung einbezogen werden. 

Einheimische einbinden

Die Unterstützung der lokalen Bevölkerung und eine starke Gemeinschaft, die stolz auf ihre Geschichte ist und diese aktiv fördert, sind relevante Erfolgsfaktoren. Je mehr Gastfreundschaft gelebt wird, desto lieber erscheinen die Gäste. Dazu liegen viele Ideen brach. Auch eine eigene Währung in Form von Gutscheinen kann hilfreich sein. Solche Gutscheine sollten durch die Einheimischen verdient werden können und damit Gastronomie, Museumseintritte, Stadtführungen, Konzerte bezahlt werden können. 

Vielfältige Angebote

Auch die Industrie kann ein wertvolles touristisches Potenzial bieten, sofern es gelingt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen und das Interesse der Besucher zu wecken. Wichtig ist der Einblick in die Produktion durch Schauwerkstätte oder Kurse, um künstlerische Fähigkeiten zu lernen. Eine finanzielle Unterstützung der Industrie ist geboten. 

Ein breites Spektrum an Aktivitäten und Attraktionen muss klar kommuniziert werden und dies nicht nur im Internet, sondern vor allem durch Hinweise vor Ort. Alle Einheimischen sollten immer Prospekte ihrer Heimatstadt griffbereit haben können, um auch auf Reisen davon erzählen zu können.