Nachhaltig reisen – was macht die Reiseindustrie?
Wenn es um das Geschäft geht, so ist vielen von uns die Umwelt egal. Doch alle wissen, Flugzeuge verbrennen Kerosin und schaden der Umwelt, und die Reisebranche fördert das Fliegen. Die Kreuzfahrtschiffe gehen wenig zimperlich mit Umwelt und einheimischen Menschen um, sorgen für Konsumfluten, aber auch für zweistellige Wachstumsraten. Ein wenig wird für klimafreundliches Fliegen getan, doch das stellt ein Feigenblatt angesichts der Probleme dar.
Nachhaltiges Reisen unter ökologischem Aspekt anzubieten scheint unmöglich. Genauso steht bei Ferien mehr und mehr das Erleben im Vordergrund und weniger die Erholung. Lange Abwesenheit vom Arbeitsplatz und Abschalten sieht die Wirtschaft ungern. Nur widerwillig werden zwei Wochen Abwesenheit verkraftet. Damit der Körper auftankt, braucht es hingegen Zeit und vor allem wenig Reize.
Die Tourismusindustrie möchte dem Gast vielerlei bieten, wir fördern auch in der Schweiz die „Kurzvisiten“ der Asiaten, die alles und dennoch nichts sehen. Wir wünschen uns auf die eine oder andere Weise Massentourismus, der bekommt besonders dem Zahlenwerk gut. Denn wir sehnen uns reiche Chinesen sowie Inder in unsere Schweiz herbei, welche Uhren kaufen und unserem Umlauf Geld einbringen. Nach dem Glaubenssatz, „Besser Kunden holen die Ware bei uns ab, als dass wir unsere Wirtschaft in den Herkunftsländern zusätzlich über Lieferungen fördern und für Zölle garantieren.“
Doch konkret zurück zum wesentlichen Anliegen hier.
Was würde nachhaltiges Reisen bedeuten? Über möglichst wenig Emissionen, sodass Menschen länger auswärtig bleiben würden, indes Klimaabgaben geleistet würden, indes vermehrt Hotels ökologisch aufgestellt wären, indes biologisches und faires Essen auf den Tisch käme etc… und über mehr Zeit zur Erholung.
Jedoch reisen wir oft, die Slots an den Flughäfen sind ausgereizt, während wir auch den stillsten Winkel der Erde zu entdecken versuchen. Wir erschiessen die letzten Eisbären, weil diese Reisende gefährden. Paradoxerweise denken wir, Polarreisende entwickelten ein besseres Ökobewusstsein. Doch hinzukommend hätten die noch am liebsten einen Pool an Bord mit Kinos samt Spitzenrestaurant. Der Kreuzfahrttourismus verdoppelte sich innert Kürze und macht aktuell 1% im internationalen Schiffsverkehr aus. Das scheint kaum eine Rolle zu spielen, „Hauptsache Wachstum“.
Wachstum durch Konsum, – ein krasser Widerspruch zur Ökologie. Für viele Länder macht aber der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle aus. Wir fragen an unserem Reiseziel wenig einheimische Dienstleistungen an und zeigen uns, – einmal dafür eingetragen -, sparsam darin. Auch deshalb verdienen einheimische Gastfamilien oft wenig an uns. Weshalb kommt sonst noch so wenig Geld bei der Bevölkerung unserer Reiseziele an?
Ganz einfach, alles soll günstig und für mehr Reisende praktischer zugänglich sein. Daher Reisedienstleistungen, die mehr und mehr industrialisiert werden, denn grosse Gruppen ergeben rein ökonomisch mehr Sinn als Individualtouristen. Individualtouristen achten durch speziellere Zugänge und andere Möglichkeiten, wohin genau ihr Geld fliesst. Beispielsweise können sie vieles besser und genauer nachfragen als Massentouristen.
Tourismus kann uns allen nützen, wenn wir echte Empathie gewinnen.
Als Beispiel;
täglich trinken wir Kaffee, in 70 Ländern der Welt wird Kaffee angebaut, doch erhalten Kaffeebauern verhältnismässig lediglich einen Brotkrümel. Als Konsumenten hätten wir genügend Einfluss die Situation zu ändern, statt den Lippenbekenntnissen der Konzerne zu glauben. Wir könnten unsere Einstellung zu Sauberkeit, Hygiene in die weite Welt exportieren. Insbesondere könnten wir den Einheimischen als Freunde in wahrer, respektvoller Augenhöhe begegnen und ihnen Reichtum gönnen, statt als reiche, konsumorientierte Touristen nur unsere Sicht zu vertreten.
zum Autor
Stephan ZURFLUH
Brisigstrasse 24
CH-5400 Baden
Telefon +41 56 426 54 30
Mobil +41 79 320 57 91
Der Artikel ist veröffentlicht auf www.reisen.haus/meinung.
zur Nachhaltigkeit finden sich viele Bilder auf www.pixabay.com.
Ein Bild mit der “behütenden Erde” als Tipp;
https://pixabay.com/de/natur-erde-nachhaltigkeit-blatt-3289812/