DeutschlandTicket: Tourismus – nein danke
Das DeutschlandTicket, ein Meilenstein im deutschen Nahverkehr, bietet für wenig Geld einen Monat unbegrenztes Reisen im Regionalverkehr. Für Touristen könnte es ein unschlagbares Angebot sein; einfach und entspannend. Doch in der Reisebranche spielt das Ticket keine Rolle. Bei „Tourismus Bayern“ beispielsweise verweigert man sich der Diskussion dazu. Viele Gespräche ergeben dies.
Zwei amerikanische Reisende berichteten kürzlich begeistert von ihrer Flexibilität, mit dem DeutschlandTicket regionale Städte erkunden zu können. Denn einige Verkehrsverbünde ermöglichen auch Touristen den Kauf des DeutschlandTickets, beispielsweise der Stuttgarter Verkehrsverbund, aber eben nicht einmal „Tourismus Bayern“. Dies, obwohl es seitens der Regierung als Pendlerticket gedacht ist, was allerdings nie wirklich funktionierte. So wird das DeutschlandTicket oft „nur“ für Ausflüge genutzt, oder Bekannte werden damit besucht. Weshalb kann das – möchte das – der Tourismus in Deutschland in weiten Teilen nicht sehen? Touristen sind außerhalb der Pendlerzeiten unterwegs, und unkomplizierte Mobilität ist ihnen immer willkommen. Dabei könnte doch das DeutschlandTicket besonders kleineren Gemeinden und ländlichen Regionen als Tourismusdestinationen Attraktivität verleihen – trotz des schlechten Rufs der Deutschen Bahn.
Zahlreiche Bahnfahrer berichten von frustrierenden Erfahrungen: Unpünktlichkeit, Zugausfälle, unklare Ansagen und fehlendes Personal prägen das Bild. Hinzu kommen sprachliche Barrieren, denn Informationen bestehen meist nur auf Deutsch. Es ist klar; abgesehen vom DeutschlandTicket müsste die Politik den öffentlichen Verkehr generell stärken. Deren Fokus darf nicht ausschließlich auf den Individualverkehr gelegt werden. Langfristig nachhaltige Investitionen in Zuverlässigkeit und Service wären dringend notwendig, um das Potenzial des DeutschlandTickets voll auszuschöpfen.
Der Tourismus sollte den öffentlichen Verkehr in seine Planung einbeziehen. Tourismus bedeutet „Mobilität“. Überdies könnten in den Kommunen viele Details verbessert werden, attraktiv ausgestattete Haltestellen, Taktfahrpläne und verständliche Informationen sind selten anzutreffen. Ferner wäre es von grossem Vorteil, wenn mehrsprachige Apps entwickelt, gezielte Shuttleangebote zu Sehenswürdigkeiten einführt und der Kauf des DeutschlandTickets erleichtert werden. Auch vergünstigte Eintritte zu Sehenswürdigkeiten und Museen könnte die Attraktivität des Tickets steigern.
Das DeutschlandTicket bietet eine beachtliche Chance, den deutschlandweiten Tourismus zu revolutionieren. Vor allem eine bessere Integration des Nahverkehrs innert touristischen Konzepten sowie eine umfassende Kundenorientierung bietet dazu hohes Potenzial. Gerade in einem Land, das einst für seine Organisation bewundert wurde, ist der aktuelle Zustand nicht einfach zu entschuldigen. Es ist an der Zeit, dass alle Verantwortlichen handeln – zugunsten von Touristen, des Klimaschutzes und der Zukunft des Reisens.