Wollen Schweizer nur reiche Gäste?
An den Schweizer Tourismusmessen fehlt „Schweiz Tourismus“. Man konzentriert sich lieber auf die Auslandsmärkte. Auf der internationalen Messe „ITB Berlin“ wirkte früher der Stand der Schweizer immer wie ein Tresor, abgeschlossen, niemand wurde ohne vorher vereinbarten Termin eingelassen. Dieser Tresor ist verschwunden, diese Mentalität blieb.
Als ich früher als selbständiger Reiseveranstalter die „ITB“ besuchte, wurde immer ein direkter Zugang verwehrt. Um den „Tresor“ herum konnte ich mit Vertretern, zumeist von kantonalen Tourismusverbänden sprechen. Jetzt wurde dieser Tresor entfernt, der Stand offen und, da ungewohnt, empfindungsmässig ungeschützt. Die Fremden will man offensichtlich aber immer noch nicht, ich wurde das letzte Mal gebeten den Stand zu verlassen, obwohl seine Mitarbeiter gelangweilt herumstanden.
Wie wird diesmal die „ITB“? Egal, viel wichtiger scheint mir, was wir Schweizer uns mit dem und vom Tourismus wünschen.
Der Glacier Express erhält neu eine Lounge mit Spezialservice, der Bürgenstock ein neues Luxusressort, – astronomische Preise. Deren finanziellen Mittel und Arbeitsplätze bringen immer noch die Masse, um solcherlei Investitionen anzukurbeln und zu begleichen. Um diese Angebote jedoch sorgenfrei und ausgiebig nutzen zu können, ist entweder ein dickes Portemonnaie oder längeres Sparen notwendig. Wir möchten das nicht sehen, es löscht schon etwas ab.
Jene ausländischen Gäste, die am Schwanenplatz, Luzern die Rolex kaufen, haben für diese Uhr und die Reise lange gespart. Sie erfreuen sich dort abgeladen zu werden, wo selbst in den Restaurants bezahlte Drehkreuze das kleine Geschäft teuer machen. Sie leisten sich dennoch lieber die Rolex als ein feines Essen a la carte.
Dem Massentourismus frönt sicher keiner, dennoch vermarktet „Schweiz Tourismus“ fast immer zu wenig das Land und zielt auf Hotspots ab. Auf seinen Pressekonferenzen wird nicht diskutiert, es lenken hier Präsentationen; zuvor noch eine Vorspeise, danach ein leckeres Menü. Fragen betreffend vorig benannten Anliegen sind unerwünscht.
Tourismus entfremdet sich so von den Menschen, sodass wir hierdurch erheblich weniger die Chance zur Begegnung nutzen. Mit Luxustouristen wird dies gesamthaft betrachtet nicht besser; einige verdienen ganz gut damit, doch die breite Masse geht leer aus. Zudem sehen Luxustouristen Einheimische meist nur als ihre Diener, auch für schmutzige Geschäfte nicht zu schade, Schweizer bringen ihre Söldnererfahrung ein.
Ich lebe in der Schweiz, Tourismus beläuft sich auf einen wichtigen Wirtschaftszweig, ich arbeite dafür.
Wir starren ohnmächtig auf die Entwicklung. Tourismus ist der grösste Klimakiller. Jedoch lassen wir deutsche Bürger lieber in die USA jetten oder begeben uns selbst dorthin.
„Schweiz Tourismus“ möchte ja das „normale“ Volk nicht mehr.
Die Schweiz könnte in nachhaltigen Nahtourismus investieren, stattdessen holen wir die Reichen der Welt zu uns. Was meinen Sie?
Quellen:
ein Besuch auf der „CMT“ und eine Entlassung von dem „Schweiz Tourismus“-Vertreter,
Herrn Krebs, weil er sich mit keiner meiner freundlichen Fragen konfrontieren mochte und mich 2018 vom Stand verwies. Hatte er lediglich einen schlechten Tag? Doch macht man wo etwas überhaupt, auch an einem schlechten Tag?
Viele Projekte zum Nahtourismus, z.B.;
www.schoko.reisen
www.kaese.reisen
www.salz.reisen
Stephan Zurfluh
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