Im Sommer 2022 konnte für neun Euro ein Monat lang der deutsche Nahverkehr einschließlich örtlicher Verkehrsträger genutzt werden. Die Bürger wünschten sich ein Nachfolgemodell; seit 1. Mai 2023 ist es da, das Deutschland Ticket. Wie sehen die Erfahrungen aus, was bringt es dem Tourismus?
Lange wurde darüber verhandelt. Die daraus resultierenden Lösungen, „als Abo“, und welche als einzige Zahlungsmöglichkeit Lastschriftverfahren akzeptieren, sind unbefriedigend. Der Kauf kompliziert, denn jeder dafür zuständige Verkehrsverbund entwickelte eine eigene Lösung, um direkt zu partizipieren. Teilweise gab es Preissenkungen, damit die örtlichen Kunden eine Monatskarte über einen Verkehrsverbund kaufen, um ein paar Euro zu sparen. Ferner stellt hier die rein digitale Nutzung eine unnötige Hürde dar.
Mit dem Deutschland Ticket lässt sich Deutschland entdecken. Ich habe es genutzt und wünsche mir von den dafür zuständigen Tourismusbüros als auch Verkehrsverbünden auf dem Land zudem mehr bemühende Anteilnahme.
Im Vorfeld habe ich Touristiker nach passenden Ideen gefragt: „Es ist ein Pendlerticket, wir behalten unsere Angebote bei.“
Die Verkehrsunternehmen unternahmen auch wenig für die Infrastruktur. Zwar existieren nun mehr Linien, doch die Beschilderung und Informationen sind für Auswärtige schwierig zu verstehen. Wettbewerb ist prima; doch sollten auch andere Verkehrsverbünde prima Lösungen annehmen und (wie erwähnt) am selben Strick ziehen. Diese Resonanz äußere ich in Anbetracht der Tatsache, dass sich der Busverkehr des gesamten deutschen ländlichen Raums immer noch fast nur am Schulbetrieb orientiert.
Im Zug treffe ich einen Radfahrer an. Er startet in Donaueschingen seine Radtour und möchte nach Passau fahren. Ein Unternehmen aus Sachsen hat das organisiert und seine Hotels gebucht. Die vorgesehenen Strecken kann er entweder mit dem Rad oder dem Zug nutzen. Im Internet finde ich keine solchen Angebote, doch es gibt sie. Dieses lediglich digital verfügbare Ticket birgt auch andere unpraktische Aspekte; weder in den Nahverkehrszügen noch an den Bahnhöfen der Deutschen Bahn können Smartphones aufgeladen werden. “Das hält doch den ganzen Tag, solange man keine Videos ansieht.“ „Ups, da hat er sich schon verzockt.“ Denn knipse ich meine Fotos und nutze Google Maps, erschöpft sich der Akku bald.
Die Züge sind meistens schwach besucht, fahre ich doch außerhalb der Pendlerzeiten. Ein anderer Passagier hat sein Deutschland Ticket samt Rad mitgenommen. Seiner Meinung nach kostet nichts zusätzlich, also wird Rad kostenlos transportiert. Die Regeln sind ja unklar, auch im Internet finden sich widersprüchliche Informationen. „Abgesehen vom den diffusen Infos, was soll dieser Regelwahn eigentlich bringen? Wen stört schon ein Rad oder Hund als Begleiter?“
Auf meiner Reise übernachte ich in Hotels am Stadtrand, die um ihre Parkplätze kämpfen. In ihrer unmittelbaren Nähe befinden sich immerzu Haltestellen, doch in jedem Hotel fehlen die Fahrpläne. In kleinen Orten kann man zwar einen Rufbus einsetzen, doch deren Nummern fehlen an den Haltestellen. Glücklicherweise legen Reisende im Internet Tipps nahe.
An einem Bahnhof steht ein mit dem Namen seines Unternehmens beschilderter Bus statt mit Nennung seines Zielorts. Der Fahrer pausiert und hält die Türen verschlossen, obwohl es draußen nass ist. Im Busbetrieb geht niemand ans Telefon. Aber einen Busplan mit Zeitangabe, die im App von der Deutschen Bahn angezeigt wird, suche ich vergeblich. Als ich bei der Tourismusinfo darüber reklamiere; „die Linie ist erst neu, wir brauchen Zeit.“ Mittels Euro 800’000,- finanzierte das Land die Linie, und man schafft nicht mal eine Beschilderung!“
Das Deutschland Ticket ist ansonsten eine großartige Sache. Die sich dafür einsetzenden Blogger teilen hingegen mehr Infos mit als alle Touristiker und Verkehrsbetriebe zusammen.
„Und warum muss der Kauf so kompliziert abgewickelt werden? Weshalb bedeutet öffentlicher Verkehr für die ländlichen deutschen Behörden weiterhin lediglich Schulbusverkehr? Wo sind jene Touristiker, die dieses Angebot (als verbessertes Angebot) aktiv anbieten könnten und würden?“
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