Das Deutschlandticket ist wunderbar, um Deutschland kennenzulernen. Als Pendlerticket gedacht, bietet es auch dem Tourismus interessante Perspektiven. Gerade im ländlichen Raum lassen sich viele Orte erspähen. Denn Urlaub bedeutet zu entschleunigen, Menschen zu begegnen, Neues zu entdecken. Über viele schmucke Orte verfügt Deutschland neben den bekannten touristischen Hotspots.
Welche Tourismusziele bieten passende Angebote zum Deutschlandticket an? Wie ist es, mit dem Nahverkehr unterwegs zu sein? Was ist dran am Bashing der Deutschen Bahn? Und ist Deutschland vor allem ein Autoland?
Ja, es wird darüber nachgedacht, das Deutschlandticket in der Produktentwicklung einzuplanen. Doch fehlt die Planungssicherheit. Verbesserungen, um den öffentlichen Verkehr verständlicher zu machen, gibt es. Der Nahverkehr ist gewissermaßen pünktlicher, doch durch Zugausfälle geplagt. Und es wird immer noch von Individualverkehr ausgegangen.
Die Deutschlandticketreisenden brauchen vor allem am Wochenende und während der Schulferien bessere Verbindungen. Taktfrequenzen sind wünschenswert, und zumindest grössere Orte sollten gut miteinander verbunden sein. Eine Idee wäre, dass sich ländliche Räume für längere Reisen vernetzen.
Ein paar Tage in Günzburg an der Donau und ein paar Tage im Bayerischen Wald, die beiden Regionen sind mit dreimal Umsteigen verbunden. Deutschlandticket, eine Chance für bessere Zusammenarbeit?
Während meinen Herbstreisen durch Deutschland musste ich Deutschland als Autoland erleben. Den öffentlichen Verkehr im ländlichen Raum gewichtet man gleich wie den Schulverkehr. Ein Halbstundentakt ist selten, die Fahrpläne sind unleserlich, die Busbahnhöfe schlecht beschildert, Busfahrer kontrollieren die Tickets und verkaufen diese. Selbst wenn 20 Schüler einsteigen, welche regelmäßig fahren und sich mit Gepäck durchzwängen. Im Nahverkehr werden vereinzelt Reisebusse eingesetzt.
Warum wird da nichts verbessert? Es sind Kleinigkeiten. Die Kommunen schieben die Schuld auf das Flüchtlingsproblem. „Keine Zeit!“ Für Projekte muss alles beantragt und gefördert werden. Fahrpläne existieren nur noch als App und die Hotels wissen nicht Bescheid.
Ferner haftet der Deutschen Bahn ein schlechter Ruf an. Zu Recht; Zugausfälle, Verspätungen, eingezwängt zwischen dem Schienenersatzverkehr, eine ungenaue App und lückenhafte Koordination, um Anschlüsse zu erreichen. Das Deutschlandticket sorgt dafür, dass die Hauptstrecken überfüllt sind. Nur der Verkehrsminister möchte das Ticket anscheinend abschaffen. Finden wir noch bessere Angebote?
Auf Nebenstrecken und außerhalb der Pendlerzeiten sind die Verkehrsmittel oft leer. Schöne Züge, kaum mit Kontrollen sind sie, eine gemütliche Art zu reisen. Beachtliches Potenzial birgt das doch in sich. Doch Bahn-Reiseangebote aus dem ländlichen Raum sehe ich kaum.
Weshalb sehe ich bei der dortigen Touristik hierzu wenig Eigeninitiative? Deutschland bleibt doch so ein Autoland.
Und dann noch das Argument mit den Gästekarten: Teilnehmende Hotels geben diese aus, und der öffentliche Verkehr ist dabei inklusive. Lieber einen Flickenteppich statt Deutschlandticket, das ist gut für das regionale Marketing.
„Wie soll Nachhaltigkeit gelingen?“ Die Bahn wäre eine leistungsfähige Alternative zur Strasse. Dafür sollte man die Priorität auf die Schiene setzen. Die Reisebranche hätte lange genug Zeit gehabt, Alternativen zum Verkehr mittels Diesel und Benzin zu entwickeln.
Vielleicht hofft man in der Politik, das Deutschlandticket zu beerdigen. Überdies kann damit jene Bevölkerung ohne Autobesitz mobiler sein. Diese freuen sich natürlich auf Ausflüge mit besagten Tickets. Einige Verkehrsverbände sind zum Glück sehr emsig. Nur ein schwungvoller Tourismus fördert die Zufriedenheit und verbessert dadurch indirekt Infrastrukturen.
Die Tourismusindustrie ist gefordert, Angebote zu entwickeln und die Transparenz zu verbessern. Für den öffentlichen Verkehr bestehen zahllose Ideen, an welcher Stelle das Geld gut investiert wäre.
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