Reisezeit

Belebung des öffentlichen Raums

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Verwaiste Innenstädte, Kneipen und Ladensterben, Begegnungsorte gehen verloren! Wie können das die Städte angehen? In Brakel habe ich die Situation inspiziert und Eindrücke eingefangen. 

Niemand will leere Läden. Brakel sponsert die Miete vielleicht auf Anfrage. Doch wer vermag schon die teuren Ladenpreise in den Innenstädten begleichen? Die Ketten ziehen daher in die Industriequartiere. Ihre Kunden sollen mit dem Auto kommen und möglichst bequem einkaufen. Eine verträumte Stadt kommt dem Flanieren zugute und lebt von kleinen Fachgeschäften mit Beratung, gemütlichen Cafés und Kneipen sowie frei zugänglichen Sehenswürdigkeiten. 

Tante Erna ist ein gemütliches Café in Brakel. Als ich dort eingekehrt bin, hat ein Konzert stattgefunden, allerdings eher eines für Einheimische. Während der Musiker vor meinem Besuch aufgebaut hat, bin ich davon ausgegangen, es sei ein privater Anlass. Denn das Café hat um 17 Uhr geschlossen, um eine Stunde später die Besucher einzulassen und Eintritte zu kassieren. Vorher kein sichtlicher Hinweis. 

„Als ich nun nach meinem Stadtspaziergang sehe, wie es noch offen ist und hereinschau, sollte ich den vollen Eintritt zahlen, obwohl das Konzert fast zu Ende ist. Klar, die Gelder braucht es, wobei ich bezweifle, dass der Künstler viel verlangt. Ein paar CDs kann der Liedermacher aus Paderborn an die vielleicht 20 Zuhörer verkaufen.“  

Auf meinem Stadtspaziergang habe ich die wenigen Passanten angesprochen sowie die Imbissbetriebe besucht, dabei die Google-Einträge der Imbisse geprüft und Verbesserungen angeregt. „Keine Gäste, dafür Essenskuriere. Bequem per Internet bestellen und zu Hause essen.“ Warum sparen wir hier bei den Zustellern? Die machen oft prekäre Jobs aus. Jeder kann Essenskurier werden. Diese Löhne sind meist abhängig von der Anzahl Lieferungen. Beleben wir die Städte so?

Welche Geschäfte passen in die Innenstadt?

Manche Brakeler nutzen das Fitnessstudio im Zentrum. „Danach noch ein Bier?“ Nein, viele trainieren alleine und bleiben allein. Soziologen behaupten, wir seien als Gesellschaft auf Individualismus getrimmt. Mit der Smartphone-Nutzung würde dies untermauert. „Freunde auf der ganzen Welt, nur die Nachbarn sind unbekannt.“ Ein Like im Netz begeisterte mehr, als ein freundliches „Guten Morgen“ auf den Straßen. 

Es gibt Idealisten, die dennoch eine Kneipe oder ein Museum führen, wie beispielsweise das Teddymuseum in Steinheim. Auf einen Lohn kann hier selten Verlass sein, und, „hoffentlich sind immerhin die Rechnungen bezahlt!“ Weiter; sofern jemand Straßen-Kunst bieten möchte, so wird er durch Bewilligungsprozeduren vergrault.

Etliche Behörden klagen hingegen über Arbeitsbelastung. Flüchtlingsströme fordern uns heraus, Wohnungen fehlen, es wird zu wenig gebaut. „Verdichtung“ taucht als Zauberformel auf, doch eigentlich könnten Gewerberäume als Wohnung genutzt und Läden rückgebaut werden. Ob dadurch mehr Leben in die Städte einkehrt? Und was unternehmen wir, damit die Regionen gegenüber den Ballungszentren gestärkt werden?

Gesellschaftliche Herausforderungen

Schliesslich beruht alles auf finanzielle Fragen. Ohne Geld gehen wir ungern aus. Ausgegebenes Geld für den Ausgang würde anderswo zünftig fehlen. Nach Wohnung, Strom und Versicherung bleibt oft nichts. Früher konnte man unbekümmerter davon Ausgeben, heute geht davon vieles an die Reichen 10% über. Seinerzeit konnte sich jeder einen schönen Urlaub und vom Arbeitgeber finanzierte Kuren leisten. „Und heute?“ Lange Urlaubsreisen sind nur Pensionär(inn)en möglich, Urlaubsvertretungen haben längst ausgedient. 

Welche Visionen, Möglichkeiten bleiben aufgrund solcher klammen Kassen? „Neues Denken? Umverteilung durch Nanokapitalismus?“ Aktuell sterben die Städte weg, ein paar Touristenorte überleben zukünftig. Die kleinen Städte veröden. Es ist an der Zeit für einen Richtungswechsel. 

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