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Widerstand für die grüne Fee

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Das Tal Val-de-Travers im Schweizer Jura erfand den Absinth; in Frankreich als die sogenannte grüne Fee verlieh er den heure verte, den frühen Abendstunden des Alltagslebens französischer Großstädte das schicke i-Tüpfelchen. Besonders weltweit beliebt war diese Art zu trinken in der Belle Epoque im 19. Jahrhundert. Speziell Kunstszenen und Literaten verhalfen dem Wermutstropfen zu zusätzlicher Beliebtheit. Den Winzern missfiel die grüne Fee, denn sie fürchteten, dass sich Absinth wie der Wein zum Alltagsgetränk mausert. Denn Absinth kostete weniger als Wein und genoss in der einfachen Bevölkerung hohe Beliebtheit. Momentan wird der kräftige Schnaps in ganz Europa hergestellt; seit 2005 ist er wieder überall legal erhältlich. Denn mit Wasser verdünnt milchig erscheinend lässt dieser Wermutstopfen nicht leichtsinnig und fahrlässig mit sich spassen. Obschon der bedenkliche Thujon-Gehalt auf höchstens 35 mg pro Liter festgesetzt wurde. 

Dem Getränk wurden aber auch gefährliche Nebenwirkungen angedichtet. Als Paradebeispiel: Ein Mord, ausgelöst von einem Trinker, der kurz davor Absinth eingenommen hatte, löste eine Propagandamaschinerie aus. Vergessen wurde dabei jedoch, dass der Mörder vor allem Wein getrunken hatte. Und somit die angeprangerten Nebenwirkungen nicht allein den Absinth anbelangen können. Eine Allianz mit christlichen Fundamentalismus sorgte 1908 für das Verbot von Absinth.

Im Val de Travers wurde trotzdem weiterhin illegal Absinth gebrannt. Heimlich wurde der Tropfen fortan gehandelt und getrunken. Als der französische Präsident Francois Mitterrand in Bern unwissentlich ein Dessert mit Absinth genoss, führte das zu einem riesigen Skandal. Andererseits wurde mit Erfolg das Absinth-Verbot wenige Jahre später aufgehoben. “Die grüne Fee erhielt grünes Licht.”

Die Destillerien für Absinth wirkten also nach 1908 und vor dem grünen Licht in der Zeit Francois Mitterrands im Untergrund. Seine Destillateuren fühlten sich wie im letzten gallischen Dorf. Sie trotzten der Übermacht. Dabei überall gegenwärtig Bilder eines teuflischen Richters, die grüne Fee mit dem Kreuz erdolcht. Die grüne Fee stellt ein Symbol für die Erfüllung von Wünschen dar, welche beim Genuss desselbigen ausgelöst werden. Sie reflektiert ferner das Tal im Jura mit seinen Wäldern und Kräutern.

Wer im Schilde führt dem Absinth zu folgen kann sich bei der Tourismusinformation in Neuchâtel erkundigen. Dort liegt eine Broschüre für die Route durch das Tal auf. Darin werden Geschichten erzählt, mit Hintergründen, Tipps, Destillerien von gestern und heute angefügt.

www.routedelabsinthe.com

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